Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland

Deutschland lässt das fossil-nukleare Energiezeitalter hinter sich. Photovoltaik wird in unserer nachhaltigen Energiezukunft eine bedeutende Rolle spielen. Die vorliegende Zusammenstellung aktueller Fakten, Zahlen und Erkenntnisse des Fraunhofer-Instituts soll eine gesamtheitliche Bewertung des Photovoltaik-Ausbaus in Deutschland unterstützen.

  • Photovoltaik (PV) wird in unserer nachhaltigen Energiezukunft eine bedeutende Rolle spielen.
  • Ende 2016 waren rund 1,6 Mio. PV-Anlagen in Deutschland mit einer Gesamtleistung von rund 41.000 MWp installiert. 2016 wurden 38,3 TWh Solarstrom erzeugt, das entspricht 7,4 % des Netto-Stromverbrauches. Der Anteil aller erneuerbaren Energien betrug 37 %.
  • Durch die extreme Absenkung der Vergütung kam in den Jahren 2013- 2016 zu einem Einbruch von über 80 % beim jährlichen Zubau. Im gleichen Zeitraum hat sich der jährliche weltweite Zubau mehr als verdoppelt.
  • Seit einigen Jahren werden die jährlichen Zubauziele der Bundesregierung für PV-Anlagen von 2,4 – 2,6 GWp nicht erreicht. Im letzten Jahr wurden 1,54 GWp neu gebaut.
  • Die Regierung peilt bis 2050 einen Mindestanteil von 80 % Erneuerbare an. Dazu ist nach Berechnungen der Fraunhofer Gruppe ein jährlicher Zubau von  4- 5 GWp notwendig.
  • Es sind auf breiter Front erheblicher Investitionsbedarf, um die Ziele der Energiewende zu erreichen. Daher bestehen weiterhin gute Aussichten für Kapitalanleger.

Ist PV-Strom wirtschaftlich?

  • Das hängt vom Blickwinkel ab. Ein Kostenvergleich mit nuklearer und fossiler Stromerzeugung wird oft ohne die Folgekosten gemacht. (Auswirkungen des CO2-Ausstoßes, Rückbaukosten und Endlagerung des radioaktiven Atommülls bei Kernkraftwerken) Auch Nuklearkatastrophen wie Fukushima (der Schaden wird auf 100 Mrd. EUR geschätzt) werden nur unzureichenden berücksichtigt. Ungedeckte Risiken trägt der Steuerzahler.
  • Ziel des EEG (Erneuerbaren Energie Gesetz) ist, Investitionen in die Energiewende zu fördern.
    Bei garantierter Abnahme wird die Förderung kontinuierlich reduziert. Bei PV beträgt heute die tatsächliche Förderung neuer Anlagen rund 6 – 7 cent/kWh. 2009 betrug die Förderung noch 37 cent/kWh. Die Preise für PV-Anlagen sind heute rund ein Viertel der Preise vor 8 Jahren.
  • Durch die dezentrale, kleinteilige Struktur ist für PV grundsätzlich kein zusätzlicher Netzausbau notwendig, gerade wenn die Stromspeicher wirtschaftlich werden. Anders sieht es bei dem Ausbau der Nord-Süd-Stromtrassen für Windstrom aus. Hier sind erhebliche Kosten für den Netzausbau notwendig.
  • Die laufenden Betriebskosten eines PV-Kraftwerkes liegen bei ca. 1 % der Investitionskosten vergleichsweise niedrig.

Warum begünstigt die EEG Umlage die Energiewirtschaft und Großverbraucher?

  • Die stromintensive Industrie (rund 20 % des Stromverbrauches) sind von der EEG-Umlage befreit, die die Umlage für kleineren Verbraucher, also private Haushalte und gewerbliche Verbraucher, anteilig erhöht.
  • Die Berechnungen der tageszeitabhängigen Strom-Börsenpreisen sind ungerecht, zum Vorteil großer Verbraucher. PV-Strom wird zur überwiegend zur Mittagszeit erzeugt, dem Zeitraum mit ehemals höchsten Börsenstrompreisen. Jetzt sind die Börsenpreise auf Grund des Überangebotes dort am niedrigsten, was die Grundlage (Differenzkosten) für die Berechnung der EEG-Umlage erhöht.
  • Die abgeschriebenen Kohlekraftwerke und nuklearen Kraftwerke mit geringen Grenzkosten produzieren mehr Strom als benötigt. Dieses Überangebot senkt den Börsenmixpreis und verdrängt die sauberen Spitzenlastkraftwerke aus dem Energiemix. Dies wird von den politischen Entscheidern wissentlich hingenommen.
  • Die tatsächlichen Kosten für CO2-Zertifikate von 5 €/t CO2 decken nicht annähernd die geschätzten Kosten von 70 €/t, was zu einer erheblichen Entlastung des Kohlestroms führt.

Energiebilanz bei der Herstellung

  • Die Energierücklaufzeit für Solaranlagenbeträgt ca. 2 Jahre. Die Lebensdauer der Module beträgt mehr als das 20 Jahre. Daher wird mehr als das 10 fache an Energie erzeugt, als die Herstellung kostet. Dieser Wert wird sich durch effizientere Herstellungsmethoden weiter verbessern.
  • Sonnenenergie steht in Übermaß zur Verfügung. Für die eigentliche Stromerzeugung werden während des Betriebes keine Brennstoffe benötigt.

Wird Deutschland mit PV-Modulen zugepflastert?

  • Die installierte Modulleistung von 41 GWp entspricht 300 km², die größtenteils auf Dachflächen montiert sind. Für einen kompletten Umstieg benötigt man ca. 200 GWp, also ca. die fünffache Fläche, rund 1.000 km². Das entspricht 2 % der gesamten Siedlungsfläche oder 8 % der Wohngebäudefläche in Deutschland.
  • Seit 2010 werden PV-Anlagen auf Ackerflächen nicht mehr über das EEG gefördert. Der Zubau kam damit zum Erliegen.
  • Die Akzeptanz vom Bau neuer Solaranlagen im direkten Wohnumfeld ist sehr hoch.

Erhöhen PV-Anlagen das Brandrisiko?

  • Es gibt 1,6 Mio. PV-Anlagen. In den letzten Jahren gab es 350 Brände, bei 120 war die Solaranlage der Auslöser. Diese Zahlen zeigen, dass PV-Anlagen im Vergleich zu anderen technischen Anlagen kein besonders erhöhtes Brandrisiko darstellen.
  • Bisher ist kein Fall bekannt, dass durch eine Löschmaßnahme ein Feuerwehrmann zu Schaden gekommen sei.

Liefert PV relevante Beiträge zur Senkung des CO2 Ausstoßes?

  • Für PV-Strom beträgt nach Angabe des Umweltministeriums der Vermeidungsfaktor 664 g CO2/kWh. 2016 wurden 38 TWh Solarstrom erzeugt, das entspricht rund 28 t CO2-Äquivalente an Treibhausgasen.
  • Die Grundstruktur des EEG ist in ca. 30 Länder übernommen, daher hat Deutschland einen großen Anteil an der weltweiten Reduzierung des CO2 Ausstoßes. Alleine China wird bis 2020 rund 340 Mrd EUR in erneuerbare Energieerzeugung investieren.

Die entscheidende Frage: Können wir einen wesentlichen Teil unseres Energiebedarfes durch erneuerbare decken?

Status

  • Aus verständlichen wirtschaftlichen Gründen wollen die Kraftwerksbetreiber ihre vermeindlich billigen Kohle- und Atomkraftwerke solange wie möglich am Netz lassen. Das Erzeugungsprofil von PV-Strom passt sehr gut zu dem Lastprofil des Stromnetzes und hat nach EEG Einspeisevorrang. Dieser ungelöste Konflikt wird kurzzeitig zu deutlicher Überproduktion und hohem Stromexport bei geringen bis negativen Börsenpreisen führen.
  • Während Hitzeperioden war es in der Vergangenheit durch Kohle- und Atomkraftwerke zur kritischen Erwärmung der als Kühlreservoir genutzten Flüsse gekommen. Die in Deutschland installierten Solaranlagen haben dieses Problem beseitigt und auch die Situation im Atomland Frankreich entspannt.
  • Die Nagelprobe für die Energiewende sind windstille, trübe Wintertage. Hier werden weiterhin die konventionellen Kraftwerke benötigt, da nicht genügend Speicherkapazitäten vorhanden sind, um die benötige Energie bereitstellen.

Zeithorizont bis 2020

  • Ausbau der installierten PV-Leistung auf 52 GWp. (ca. 3 GWp pro Jahr)
  • Wenn wir die Energiewende ernst nehmen, müssen wir konventionelle Kraftwerke durch flexible Kraftwerke ersetzen, bevorzugt in multifunktioneller, stromgeführter KWK-Technologie mit thermischen Speichern.
  • Ausbau von intelligenten Stromnetzen zur Regelung durch Nachfragesteuerung, netzdienliche Batteriespeicher.
  • Kraftwerke mit speicherbaren erneuerbaren Energieträgern (Wasser, Biomasse) werden für den komplementären Betrieb optimiert. Ausbau von Pumpspeicherkraftwerken.
  • Vorhandene Steinkohlekraftwerke werden für flexiblen Komplementärbetrieb optimiert. Unflexible Braunkohle- und Atomkraftwerke abschalten.
  • Förderung von Energiesparmaßnahmen in privaten Haushalten und der Industrie.

Um teure Fehlentwicklungen zu vermeiden und um die genannten Schritte nicht in Zeitlupe zu gehen, sind Anreize notwendig, Planungssicherheit durch ein stabiles EEG, Investitionsanzeige für Energiesparmaßnahmen, multifunktionale Kraftwerke und Pumpspeicherkraftwerke, Preis- und Investitionsanreize für angebotsorientiertem Stromverbrauch, Vergütungsanreize für nachfrageorientierte Stromeinspeisung und die indirekte Subventionskürzung von Kohlekraftwerke durch eine Verknappung der CO2-Zertifikate.

Ein Energiesystem auf Basis von 100 % EE ist technisch und wirtschaftlich darstellbar. Unser heutiges auf nuklearer und fossiler Erzeugung basierendes Energiesystem ist ein Auslaufmodell.  Eine Studie des Bundesumweltamtes kommt zum Schluss, dass 2050 eine vollständig auf EE basierende Stromerzeugung möglich ist.

Wenn Sie die gesamte Studie interessiert:     Hier erfahren Sie mehr

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