Die EZB beeinflusst die Zinsen und damit die Altersersparnisse auf zweierlei Weise. Erstens haben die Währungshüter die (kurzfristigen) Leitzinsen sukzessive gen Null gesenkt. Das heißt: Die Banken können sich bei der EZB das Geld „kostenlos“ leihen – und sind immer weniger auf das Geld der Sparer angewiesen. Das ist der einfache Grund, warum die Spareinlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten kaum noch Zinsen abwerfen.

Zweitens kaufen die Notenbanker im großen Stil europäische Staatsanleihen. Diese künstliche Nachfrage drückt die (langfristigen) Anleihezinsen immer weiter. Zehnjährige Bundesanleihen zum Beispiel bringen nur noch eine Rendite von 0,5 Prozent. Die Leidtragenden sind Versicherer und Pensionskassen, die einen Großteil der Kapitals, das die Beitragszahler monatlich überweisen, genau in solche Wertpapiere investieren. Wenn ein Lebensversicherer für eine Bundesanleihe nur 0,5 Prozent Rendite bekommt – wie soll er seinen Kunden dann eine Verzinsung von drei oder vier Prozent gutschreiben?

Der Effekt tritt verzögert ein. Das liegt daran, dass sich in den Büchern von Versicherern und Pensionskassen viele Anleihen befinden, die aus Zeiten stammen, als die Zinsen noch deutlich höher waren. Ein Beispiel: Anfang 2007 wurden zehnjährige Bundesanleihen noch mit gut vier Prozent verzinst. Eine Versicherung, die die Papiere damals kaufte, bekommt ebenjene vier Prozent darum noch bis 2017 jährlich gutgeschrieben.

Nun ist es aber so, dass das allgemeine Zinsniveau nicht nur seit 2011 sinkt – sondern dass auch nicht absehbar scheint, wann es wieder auf das früher übliche Niveau steigt (und ob das jemals wieder der Fall sein wird). Mit anderen Worten: Die Effekte des Zinstiefs sind jetzt schon spürbar, werden sich in den kommenden Jahren noch deutlich verstärken – und auf absehbare Zeit auch nicht wieder verschwinden.

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