Viele Lebensversicherte müssen auch künftig mit Kürzungen ihrer Policenguthaben rechnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von Partner in Life (PiL). Die stärksten Wertkorrekturen werden demnach die Policen erfahren, die in den nächsten fünf bis acht Jahren ablaufen, teilt das Unternehmen mit.

Grund hierfür sei, dass diese Policen nicht mehr an steigenden Zinsen am Kapitalmarkt partizipieren könnten und zudem geringere Zuwächse aus den Garantien erlebten, erklärt Dean Goff, Vorstand von Partner in Life, das auf den Ankauf und die Bewertung von Lebensversicherungsverträgen spezialisiert ist.

Die Analyse von PiL kommt zu dem Fazit, dass das kürzlich in Kraft getretene Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) nur einen Teil der Versicherungsbranche stütze und die Branche somit weiter gehörig unter Druck steht.

PiL: Zinsverpflichtungen dreimal so hoch wie die Entlastung bei den Bewertungsreserven

“Die Bewertungsreserven der Branche, die nach dem LVRG künftig nicht mehr hälftig an die ausscheidenden Versicherten ausgekehrt werden müssen, belaufen sich Schätzungen zufolge auf rund 47 Milliarden Euro. Dem stehen Zinsverpflichtungen aus Garantien gegenüber, die sich näherungsweise auf bis zu 150 Milliarden Euro belaufen könnten”, teilt PiL mit.

Dieses Missverhältnis dürfte langfristige Folgen haben: “Wir sehen, dass seit Ausbruch der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise und dem sukzessiven Rückgang des Zinsniveaus rund 80 Prozent der etwa 92 Lebensversicherer in Deutschland gezwungen waren, regelmäßig auch die Schlussüberschussanteile zu kürzen”, sagt Goff. Dies komme bei den Kunden in Gestalt von sinkenden Rückkaufswerten und Ablaufprognosen an.

Kunden von Versicherungsunternehmen, die bereits frühzeitig gegengesteuert hätten, so Goff, “die über eine vergleichsweise moderate Kostenquote verfügen, keine allzu hohen Garantieverpflichtungen bedienen müssen und eine gute Reserveausstattung aufweisen können, haben weniger zu befürchten”.

Dies ist PiL zufolge unter anderem bei Kunden der Allianz, Debeka, Alten Leipziger oder R+V der Fall. “Nach der Wertkorrektur durch den teilweisen Wegfall der Bewertungsreserven sollten die meisten Verträge dieser Versicherer sich stabilisiert haben”, resümiert der Versicherungsexperte.

“Reduzierungen der Ablaufprognose von zehn bis 15 Prozent keine Seltenheit”

Allen anderen empfiehlt Goff eine Überprüfung ihres Vertrages, um das beste aus der Police herauszuholen. Dies gelte in besonderem Maße für Verträge, die für die endfällige Tilgung einer Hausfinanzierung bespart würden.

Genauso sollten Unternehmer und Mittelständler überprüfen, ob sie Rückdeckungsverträge im Rahmen der betrieblichen Zusage zur Altersvorsorge unterhalten, rät Goff. “Denn bereits eine geringfügige Reduzierung beispielsweise von Schlussüberschussanteilen auf Ebene der Versicherungsgesellschaft, kann gehörig auf die einzelnen Policen durchschlagen”, so der PiL-Vorstand, “Reduzierungen der Ablaufprognose von zehn bis 15 Prozent sind keine Seltenheit.”

Quelle: cash-online vom 24.10.2014